Montag, 24. Januar 2011

Pendeln: Mit allen Mitteln

Abgesehen von größeren, kleineren Verspätungen läuft ein Montagmorgen stets ähnlich ab und begleitet mich - einem Schreckgespenst gleich - über das ganze Wochenende und spätestens mit Weckerklingeln um 6:30 Uhr.

Dabei könnte doch alles so einfach sein: Ein wenig weniger auf die Uhr schauend und all die vergeudeten Minuten zählend und ein wenig mehr auf die grandios-vorbildliche Ökobilanz meiner Pendelei geachtet.

Wie sieht er also aus, ein üblicher Morgen wohlgelaunten Pendelns?


6:15 Uhr
Wecker klingt das erste Mal und wird fortan im Neun-Minuten-Takt dank Schlummerfunktion weiterklingeln.

6:45 Uhr
Höchste Zeit zum Aufstehen, Tasche packen, Birne fassen.

7:08 Uhr
Völlig überhastet wird die Treppen hinabgerannt und das FAHRRAD aufgesperrt.

7:11 Uhr
Am Bahnhof angekommen: Meine Damen und Herren, der Zug nach München verspätet sich um voraussichtlich fünf bis zehn Minuten.

7:25 Uhr
Der Zug war immer noch nicht da, dafür eine erneute Durchsage ähnlichen Inhalts, nunmehr wurde aus fünf bis zehn ein hübsches zwanzig.

7:36 Uhr
Der ZUG setzt sich in Bewegung, endlich. Ich habe ja auch nur 28 Minuten 500m von meinem Bett in der Kälte und bei Schneefall mit hundert anderen Menschen (liebevoll nenne ich sie inzwischen Fratzen) gestanden.

8:00 Uhr
Meine Damen und Herren, bitte beachten Sie, dass der Zug bereits in Pasing hält und nicht zum Hauptbahnhof weiterfährt. Grund hierfür ist die hohe Verspätung. Allgemeines Gemurre. Hass tiefer als das Herz verträgt.

8:06 Uhr
Die passende S-Bahn in Pasing wartet natürlich nicht. Meine Stimmung erreicht einen neuen Tiefpunkt. Alternativ eine andere S-BAHN zum Hauptbahnhof zu nehmen. Diese trödelt gemütlich vor sich hin.

8:18 Uhr
Vom S-Bahn-Geschoss rasch zur U-BAHN geeilt. Nach zwei Minuten fährt sie schon ein. Klar, ist ja auch nicht die Bahn, die die U-Bahn betreibt, daher pünktlicher.

8:40 Uhr
Endstation der U-Bahn erreicht. Hinauseilen ins Freie.

8:45 Uhr
Nach kurzem Warten fährt mein BUS ab.

9:00 Uhr
Der Bus steht im Stau. Es kommt einfach alles auf einmal. Ich steige eine Haltestelle früher aus und laufe neben dem Bus her.

9:05 Uhr
Ich erreiche meine eigentlich angestrebte Haltestelle und bin auf dem gewöhnlichen FUSSMARSCH.

9:14 Uhr
Ich habe mein Ziel erreicht und mit ihm die Kaffeemaschine, die Wärme und die Toilette.


Zwei Stunden folglich und dabei voller Einsatz: Fahrrad, Bahn, S-Bahn, U-Bahn, Bus und die eigenen Beine, daneben ein spannendes Buch und viele Augenblicke der Ungeduld und der maßlosen Wut.

Sollte ich eines Tages unverhofft vom Herzinfarkt geholt werden, schreibt bitte auf den Grabstein: Die Deutsche Bahn war sein Ende.

Doch sehnte ich mich kein Stück in die Situation vor einem Jahr zurück. Es hat alles seinen Preis. Und Sonnenlicht.

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